Pseudo-Prepaid
Wortbedeutung
pay <engl.> zahlen, bezahlen
paid <engl.> Vergangenheitsform von "zahlen"
pre <engl.> zuvor, vorher, im voraus; lateinischer Ursprung
Im Englischen heißt prepaid vorausbezahlt. Prepaid card meint also eine Karte auf Guthabenbasis ("Vorausbezahlkarte"). Deutsche Mobilfunkunternehmen übernahmen den englischen Begriff Prepaid und fügten Karte hinzu. Das Wort Prepaidkarte ist inzwischen fester Bestandteil des Sprachgebrauchs.
Einführung
Bei Pseudo-Prepaidkarten handelt es sich im eigentlichen Sinne sehr wohl auch um vorausbezahlte Karten: Zum erstmaligen und dauerhaften Betrieb dieser SIM-Karten ist ein positiver Saldo (Prepaid-Guthaben) erforderlich. Dazu existiert bei solchen Karten im Gegensatz zu vielen "nachbezahlten" Karten (sogenanntes Postpaid [Laufzeitverträge über 24 Monate zum Beispiel]) ein Guthabenkonto, von welchem die Gesprächskosten und alle anderen anfallenden Kosten abgezogen werden.
Im Gegensatz zu echtem Prepaid wird jedoch das Guthaben nicht während des laufenden Gespräches abgezogen (sogenanntes "Online-Billing"). Die Rechnungslegung erfolgt oftmals mit zeitlicher Verzögerung (sogenanntes "Offline-Billing"). Beispielsweise ist es möglich, dass erst Tage später Anrufe bei 0900er-Sondernummern beziehungsweise Auslandsgespräche oder Rufumleitungen, oder auch ganz normale Anrufe, SMS und andere Kosten, abgerechnet werden.
Im Gegensatz zu einer "richtigen" Vertragskarte erhöht Pseudo-Prepaid den Schufa-Score für Telekommunikation nicht, eher könnte im Einzelfall schon mal das Gegenteil eintreten, etwa wenn der Anbieter z. B. im Rahmen einer geplatzten Lastschrift oder einer erzwungenen Abbuchung zum Ausgleich eines Negativ-Saldos auf dem Guthabenkonto der Karte darauf aufmerksam wird, dass der Kunde darauf aus war ein vorteilhaftes Angebot abzugreifen, danach aber von der Karte nichts mehr wissen will oder aber seine Nutzung auf Sparflamme hält. Somit kann "ganz von selbst" eine negative Schufa-Bewertung entstehen, die fälschlicherweise eine mangelnde Zahlungsbereitschaft in regelmäßigen Verträgen nahelegt. Dieses Risiko besteht bei echten Prepaidkarten nicht oder nur in weitaus geringerem Maße. Hier wird in der Regel gar nicht erst ein Kontakt zur Schufa (Anfrage vor Annahme des Vertragsangebots; Abgleich personenbezogener Daten) hergestellt, zumindest wenn nicht das Lastschriftverfahren aktiviert oder sonstwie die unbare Zahlungsweise ausgewählt wird.
Negatives Guthaben
Die verzögerte Rechnungslegung führt bei diesen auch als "unechtes Prepaid" bezeichneten Handykarten dazu, dass der Karteninhaber unter Umständen trotz der vermeintlichen Kostenkontrolle bei einer Prepaidkarte in ein hohes Minus geraten kann.
Dieses Minus ist nach den AGB durch den Kartennutzer umgehend auszugleichen, ansonsten erfolgt zeitnah eine Sperrung der Karte.
Zusammenfassung
Zusammengefasst bedeutet dies:
Pseudo-Prepaid
- setzt positive Bonität voraus (Schufa-Abfrage)
- erfordert ein deutsches Konto (i.d.R. per Lastschrift/ Einzugsermächtigung)
- bietet keine 100%ige Kostenkontrolle durch verzögerte Rechnungslegung
- ist nicht geeignet für Personen unter 18 Jahren
Dies alles sind Punkte, die gerade die Vorteile von Prepaid zunichte machen und daher sollte vor dem Abschluss eines Pseudo-Prepaidvertrages das persönliche Telefonierverhalten genau geprüft werden.
Bekannte Anbieter mit Pseudo-Prepaid
Derzeit sind zwei Anbieter bekannt deren Marken ihre Karten zweifelsfrei im Pseudo-Prepaidverfahren abrechnen:
Marken der freenet AG:
- callmobile - alle Tarifvarianten außer clevertoGo
- debitel light
Marken der Drillisch Online GmbH:
- BigSIM (Vermarktung der Marke wurde eingestellt)
- discoPLUS (Vermarktung der Marke wurde eingestellt)
- discoTEL (evtl. inzwischen echtes Prepaid, Bestandskunden unbekannt) und discoTEL PLUS (Vermarktung der Marke wurde eingestellt)
- helloMobil
- maXXim (eingestellt)
- McSIM (Vertrieb eingestellt)
- simply (eingestellt)
- Weltbild Mobil
- WinSIM (nur noch rechnungsbasiert/Postpaid)