Vorinstallierte Apps auf dem Smartphone: Ärgerlich und Sicherheitsproblem
Erstellt am 16.12.2019 von Mike Bauerfeind
Wer sich ein neues Smartphone kauft, hat sich bestimmt schon öfter über die vielen vorinstallierten Apps geärgert. Diese nehmen kostbaren Speicherplatz weg, sind häufig für den Nutzer völlig uninteressant und vor allem lassen sie sich auf nicht gerooteten Geräten häufig nicht einmal löschen. Was für den Smartphone-Nutzer eher ärgerlich ist, kann im Ernstfall sogar zu einem Sicherheitsproblem führen. Denn einige der Apps sichern sich zum Teil unerwartete Zugriffsberechtigungen.
Untersuchung der Verbraucherzentrale
Das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat hierzu im August 2019 eine Befragung gestartet. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Smartphone-Besitzer wünscht sich ein sparsam ausgestattetes Smartphone ohne Drittanbieter-Apps. Das Ergebnis ist wenig überraschend, schließlich lassen sich alle diese Apps bei Bedarf ohnehin manuell über den App-Store nachinstallieren.
Smartphones geprüft
Als Ergebnis der Umfrage hat sich die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen auf je einem Gerät von Apple und Samsung die vorinstallierten Apps einmal genauer angeschaut. Auf dem getesteten Apple-Gerät hat das Marktwächter-Team 43 vorinstallierte Apps vorgefunden, auf dem Smartphone von Samsung sogar 63. Darunter natürlich Apps, die Grundfunktionen abbilden und damit für die Nutzung des Smartphones essentiell sind. Dazu gehören in erster Linie Google-Apps für den Zugang zum Play Store, Apps für Telefonie, die Kamera-App oder zum Internetzugang. Beim getesteten Samsung-Gerät sind zum anderen aber auch sieben Apps von Drittanbietern vorinstalliert. Und diese lassen sich zum Teil nicht einmal deinstallieren – wie etwa die App von Facebook oder LinkedIn. Solche Drittanbieter-Apps bleiben auf dem Smartphone vorhanden, auch wenn der Nutzer deren Dienste explizit nicht verwenden möchte. Verbraucher können also weder darüber entscheiden, welche Apps, die über gewisse Grundfunktionen des Smartphones hinausgehen, konkret auf ihrem Smartphone vorinstalliert sind, noch können sie zum Teil unerwünschte Apps löschen. „Dies ist inakzeptabel“, so Ayten Öksüz, Teamleiterin des Marktwächter-Teams der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Wenn der Verbraucher schon mit dieser Menge an Apps konfrontiert wird, sollte er doch mindestens die Chance haben, unerwünschten Ballast durch Drittanbieter loszuwerden.“ Das ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn das Smartphone über wenig Flash-Speicher verfügt und das Löschen unbenötigter Apps weiteren Speicherplatz freigeben könnte.
Berechtigung vorab festgelegt
Noch problematischer sind die Sicherheitsregeln. Für vorinstallierte Apps sind diese nämlich bereits fest voreingestellt und müssen vom Nutzer nicht nochmals bestätigt werden. Im Rahmen eines Praxistests nahmen die Marktwächter-Experten die Smartphones in Betrieb. Sie folgten bei allen Einstellungen der Herstellerempfehlung und behielten Zugriffsberechtigungen unverändert bei. Das Ergebnis: Nach erstmaliger Inbetriebnahme hatten sich 14 vorinstallierte Apps des Samsung-Smartphones Zugriffsberechtigungen eingeräumt – teilweise ohne dass der Nutzer dies erwarten konnte oder gefragt wurde. So waren bei der App Bixby Home sieben Zugriffsberechtigungen, wie auf Kontakte, Standort oder Telefon, noch vor der Aktivierung und Nutzung der App voreingestellt. „Zugriffsberechtigungen bei vorinstallierten Apps, besonders bei denen von Drittanbietern, sollten erst aktiv sein, wenn der Nutzer die App wirklich anwendet,“ so Öksüz.
Zahlreiche vorinstalliere Apps bei Samsung belegen wertvollen Speicherplatz
Datenübertragung im Klartext
Eine technische Prüfung der Smartphones ergab, dass die Datenübertragung prinzipiell geschützt erfolgt. In einem Fall sendete jedoch das Samsung-Smartphone ein Datum unverschlüsselt: Der Hersteller übermittelte die Geräte-ID beim Aufruf einer Webseite über den vorinstallierten Internetbrowser unverschlüsselt an die eigenen Server. Die Geräte-ID ist ein sogenannter „Hardware-Identifier“. Dieser lässt eine eindeutige Identifizierung des Geräts und damit auch mittelbar des Nutzers zu. Im Rahmen von Nutzertracking wurde die Geräte-ID zudem an Drittanbieter gesendet.
Fazit
Vorinstallierte Apps sind nicht nur ein Ärgernis für den Nutzer, sondern können auch zu einem Sicherheitsproblem werden. Die Hersteller verfolgen mit den vorinstallierten Apps unserer Meinung auch nicht das Ziel, dem Nutzer die Bedienung einfacher zu gestalten. Stattdessen könnten handfeste wirtschaftliche Interessen dahinterstecken. Schließlich monierten die Kartellbehörden auch beim Betriebssystem Windows dem Marktvorteil durch vorinstallierte Software, den sich Microsoft dort verschafft haben könnte. Die Lösung könnte so einfach sein: Nur Apps vom Hersteller die auch zur Bedienung des Smartphones zwingend erforderlich sind sollten vorinstalliert sein.
- Teaser_Apps: © pixabay User JESHOTS-com
Einen besonders ekligen Fund hat vor kurzem das Online-Magazin GIGA gemacht:
https://www.giga.de/news/google-warnt-vor-xiaomi-chinesischer-hersteller-aeussert-sich/
Ob man der betreffenden App ebenso wie zum Beispiel bei einem motorola Handy (moto g6plus) der sog. Bloatware die Android App policies-Berechtigungen entziehen kann, ist diesseits unbekannt.