Forscher der Technischen Universität Darmstadt haben Salatpflanzen der Mobilfunkstrahlung ausgesetzt. Dabei bestrahlten sie zwei verschiedene Salatsorten so stark, wie dies in Stadtzentren üblich ist, also deutlich unter dem geltenden Grenzwert. Darauf reagierten die Pflanzen mit Stress: Sie verringerten ihre Photosynthese signifikant und blühten verfrüht. Die Experimente fanden sowohl im Freiland als auch im Gewächshaus statt. Die Umwelt- und Verbraucherorganisation diagnose:funk veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe 2/2023 der Fachzeitschrift ElektrosmogReport eine Besprechung dieser Studie, die in der Zeitschrift „plants“ peer-reviewed erschienen ist.
Studie im Volltext: https://www.mdpi.com/2223-7747/12/5/1082/
Besprechung der Studie: https://www.emfdata.org/de/studien/detail&id=774
„Diese Studie zeigt, dass nicht nur wir Menschen und die Insektenwelt auf Mobilfunkstrahlung reagieren, sondern auch die Pflanzen“, sagt Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk. „Was wir aus anderen Pflanzenstudien bereits kennen, wird durch die Salatstudie bestätigt: Mobilfunkstrahlung löst sogenannten oxidativen Stress in den Pflanzenzellen aus und stört so das Wachstum. Unser Rat an Bundesumweltministerin Steffi Lemke ist, diese Studien ernst zu nehmen und in Sachen Mobilfunkpolitik auf das Vorsorgeprinzip umzuschwenken. Im aktuellen Bericht des Technikfolgenausschusses des Bundestags werden politische Optionen genannt, die zu einer Reduzierung der Strahlenbelastung führen. diagnose:funk berät die Ministerin gerne bei der Konkretisierung und hilft bei der Lösungsfindung.“
Der aktuelle Bericht des Technikfolgenausschusses des Deutschen Bundestags ( PDF) nennt als politische Optionen (S. 156 oben):
Darüber hinaus empfiehlt diagnose:funk:
In 6 von 7 Feldexperimenten führte die Bestrahlung bei beiden Salatsorten zu einer fortschreitenden Reduktion der Photosyntheseleistung, besonders zum Ende des Wachstumszyklus, was auf Stress hindeutet. Ein weiteres Zeichen für Stress ist, dass die Pflanzen früher von der vegetativen zur reproduktiven Entwicklung wechselten, d.h. früher Blüten bildeten.
Bei den Gewächshaus-Experimenten hatte die Strahlung keine erkennbare Wirkung auf die Salatpflanzen, was durch relativ konstante Verhältnisse im Gewächshaus gegenüber ständig wechselnden Verhältnissen auf dem Feld zu erklären ist. Wären diese Experimente nur im Gewächshaus durchgeführt worden, hätten die signifikanten Unterschiede im Feldversuch zwischen bestrahlten und unbestrahlten Kontrollpflanzen nicht entdeckt werden können. Diese Ergebnisse haben weitreichende Konsequenzen: Steigende Anwendungen von Mobilfunk und zunehmende Wetterextreme durch den Klimawandel könnten signifikante Auswirkungen auf Pflanzen haben und unsere Nahrungsmittel und das Ökosystem gefährden.
Bereits 2016 zeigte eine Meta-Analyse von 169 Studien zu Mobilfunkstrahlung und Pflanzen, dass die überwiegende Mehrzahl (90%) der Studien an 29 verschiedenen Pflanzenarten physiologische Veränderungen durch Strahleneinwirkung fand. Zuletzt hatte eine Studie aus dem Jahr 2022 gezeigt, dass die Türkische Kiefer in der Nähe von Mobilfunksendemasten weniger Blüten und Zapfen produziert und die Zapfen weniger keimfähig sind.
Eine Review-Studie des Schweizer Expertengremiums BERENIS kam zum Schluss, dass Mobilfunkstrahlung im Tierversuch oxidativen Zellstress auslöst. Der brandneue Review von Lai H, Levitt BB (2023) bestätigt diese Erkenntnis und identifiziert oxidativen Zellstress als nachgewiesenen Wirkmechanismus, so auch weitere Einzelstudien von Asl et al.(2020), Coronado et al. (2023), Kazemi et al. (2015), Misek et al. (2023) und Shaheen et al. (2021). Dieser Zellstress führt zu entzündlichen Erkrankungen bis hin zu Erbgutschäden und Krebs. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bewertet Mobilfunkstrahlung seit 2011 als „möglicherweise krebserregend“ (Stufe 2B).
(Quelle: Presseportal)
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