In Zukunft möchten wir mit der Serie „Prepaid-Tarif des Monats“ auf Prepaid-Wiki in unregelmäßigen Abständen interessante Tarife aus dem Prepaid-Bereich vorstellen. Dabei legen wir besonders auf solche Angebote Wert, die einen besonderen Mehrwert und vielleicht sogar Vorteile gegenüber Laufzeittarifen bieten.
Den Anfang macht heute Simquadrat. Dabei handelt es sich um einen Prepaidtarif im Netz von Telefónica, der sicher vielen noch gar nicht so bekannt ist. Dabei hat Sipgate – der Anbieter hinter Simquadrat – einige ausgesprochen interessante Funktionen eingebaut, die in dieser Form wirklich ein Alleinstellungsmerkmal im gesamten Mobilfunkmarkt Deutschlands darstellen. Doch der Reihe nach:
Eine SIM-Karte von Simquadrat zu bestellen ist ganz einfach. Zunächst ruft man die Webseite www.simquadrat.de auf und geht dort auf „eSIM aktivieren“. Das ist zunächst doppelt verwirrend. Denn zum einen wollen wir ja eine Karte bestellen und nicht aktivieren, zum anderen benötigt der Eine oder Andere sicher noch eine „echte“ SIM-Karte und keine eSIM. Keine Angst, man wird hier in jedem Fall zum Bestellvorgang geleitet. Nach der Eingabe der Adresse kann man sich eine von zehn Rufnummern aus dem Rufnummernblock 01579 von Simquadrat aussuchen. Anschließend wird die gesetzlich vorgeschriebene Identitätsfeststellung durchgeführt. Neben dem bekannten (und nervigen) Videoident, bietet Simquadrat auch eID auf Basis eines onlinetauglichen Personalausweises an. Diese deutlich schnellere Methode haben wir bereits in einem vorangegangenen Beitrag vorgestellt. Anschließend bekommt der Neukunde Zugang zum Kundenportal. Erfreulich: Es handelt sich um Freikarten ohne Guthaben. Somit kosten die bestellten Karten erst einmal nichts, solange man keine Optionen bucht oder ausgehend telefoniert (was natürlich erst möglich ist, wenn Guthaben aufgeladen wurde). Aufgeladen wird übrigens wahlweise per Lastschrift, Kreditkarte oder Überweisung. Typische Prepaid-Voucher gibt es hingegen nicht.
Alle, die keine eSIM nutzen können oder wollen, können hier eine ganz normale SIM-Karte bestellen, die kostenlos per Briefpost zugestellt wird. Hierzu muss man lediglich im Kundenporal unter „Telefone“ auf „SIM-Karte zusenden“ klicken. Bei uns dauerte es drei Werktage und die SIM war im Briefkasten. Binnen weniger Sekunden kann die Karte nun aktiviert und alle Features genutzt werden.
Übrigens: Auch wenn eine Karte ohne aktive Optionen bestellt wird, bekommen Neukunden zum Ausprobieren des Dienstes einmalig 100 Freiminuten geschenkt, die binnen eines Monats verbraucht werden können. Auch alle Optionen laufen bei Simquadrat einen ganzen Monat statt nur vier Wochen, wie dies leider bei den meisten anderen Prepaidanbieter inzwischen der Fall ist.
Eine lobenswerte Besonderheit: Bis auf einen Kombi- respektive Smartphonetarif sind alle anderen Optionen getrennt nach Telefonie und Datenvolumen buchbar. So kann eine Karte auch mit einer Flatrate ausschließlich zur Telefonie oder eben umgedreht ausschließlich zum Datenverkehr genutzt werden. Alle Tarife sind wie immer auf der Anbieterseite von Prepaid-Wiki zu finden. Datenkarten machen vor allem auch als eSIM Sinn. Hier bietet Simquadrat seit einigen Tagen bis zu 12 Multisims an – ebenfalls ein Novum unter den Prepaidtarifen.
Eine der Stärken von Simquadrat ist aber die Möglichkeit, bis zu zehn (10!) Rufnummern auf eine SIM-Karte zu buchen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Festnetz- oder Mobilfunknummern handelt. Diese können fortan mit einer einzigen SIM-Karte genutzt werden. Es entsteht die berühmte „Bundesweite Homezone“ und man ist auf Wunsch deutschlandweit unter seiner Festnetznummer erreichbar. Wer noch keine Festnetznummer hat, kann diese hinzubuchen. Dies allerdings ist dann kostenpflichtig und kostet monatlich 2,95 Euro für eine Nummer aus dem eigenen Vorwahlbereich oder 4,95 Euro bei Nummern aus anderen Vorwahlbereichen (hier muss allerdings glaubhaft nachgewiesen werden, dass ein „berechtigtes Interesse“ an einer solchen Nummer besteht – also zum Beispiel ein Zweitwohnsitz oder die Firmenadresse in diesem Vorwahlbereich). Schließlich können gegen Gebühr auch ausländische Festnetznummern (Schweiz, Polen, Spanien, Großbritannien) gebucht werden. Mehr dazu hier. Interessant auch: Über das Webportal können alle hineinportierten Rufnummern auch als ausgehende Nummer gesetzt werden. Kleines Manko: Bei eingehenden Rufen kann man leider nicht erkennen, welche der hineinportieren Rufnummer gewählt wurde.
Ein noch interessanteres Feature nach unserer Meinung ist das Setzen beliebiger abgehender Rufnummern. Doch zuvor eine Warnung: Dieses Feature sollte nicht missbräuchlich genutzt werden. Es wird auch immer die reale Nummer der Karte mitgesendet, so dass eine Rückverfolgung durch Behörden problemlos möglich ist. Rettungsdienste und Strafverfolgungsbehörden zum Beispiel können in ihren Telefonanlagen nämlich immer auch die eigentliche Anschlussnummer sehen. Ansonsten ist dies Funktion aber Gold wert. Den so kann man beispielsweise bei Anrufen als Rückrufnummer seine heimische Festnetznummer hinterlegen. Ein praktisches Beispiel: Wir nutzen einen DSL-Anschluss mit Festnetz-Flatrate, Mobilfunknummern kosten aber 19 Cent pro Minute. Nun haben wir eine Simquadrat Karte mit einem Surfstick in der Fritzbox so konfiguriert, dass ausgehende Anrufe an Mobilfunkanschlüsse über Simquadrat laufen und dank der dortigen Flatrate kostenlos sind. Als Abgangsnummer setzen wir aber die Festnetznummer unseres Anschlusses, so dass uns auch Rückrufe auf dem Festnetztelefon erreichen.
Es lassen sich auch (kostenpflichtige) Weiterleitungen setzen. Wird aber auf eine Sipgate-Festnetznummer weitergeleitet, ist diese Rufumleitung sogar kostenlos. Die Funktion sms2mail generiert auf Wunsch aus jeder SMS eine E-Mail, die dann auf dem eigenen Emailkonto aufschlägt. Außerdem lassen sich Anrufer in einer Blacklist abweisen oder zeitweise eingehende Telefonate komplett abschalten. Schließlich gibt es mit der Funktion sipgate.io S sogar eine Entwicklerfunktion für Programmierer. Mit diesem Dienst kann man über einen Webserver u. a. Anrufbehandlungsprozeduren (in Echtzeit) programmieren.
Sicherlich sind die Tarife von Simquadrat nicht unbedingt der Knaller im Vergleich zu anderen (Kombi-) Angeboten. Doch bei keinem anderen Prepaidanbieter bekommt man so umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten geboten, die vor allem im Bereich der Telefonie praktisch einmalig am deutschen Markt sind. Hier geht auch der Preis für die Flatrate mit monatlich 4,95 Euro in Ordnung. Wer gerne tüftelt, kommt auf jeden Fall auf seine Kosten. Zum Beispiel mit den 10 hineinportierbaren Rufnummern (Tipp: Bestehende Rufnummern aus Sipgate Basic können kostenlos portiert werden, wenn es sich um den gleichen Vorwahlbereich handelt) oder der frei absetzbaren Rufnummer (2. Tipp: mit der Drittanbieter-App „sipgate – Absenderrufnummer“ von Mathias Wegner für Android lassen sich die Absenderrufnummern sekundenschnell am Smartphone ändern).
Den Tarif simquadrat Smart L gibt es wohl nicht mehr. Ich bin selber simquadrat Kunde und mehr als zufrieden. Im simquadrat Feature Store ist der Tarif nicht zu finden.
Danke für den Hinweis. https://static.sipgate.com/simquadrat/download/20210329_PIB_Simquadrat_V9.pdf legt dies ebenfalls nahe, sodass demnächst eine Änderung in den wiki-Dokumenten erfolgt.