Die SIM-Karte ist und bleibt der Schlüssel zur Mobilfunknutzung – doch sie ist einem stetigen Wandel unterworfen. Viele Anwender reduzieren zwar die Veränderungen nur in der Größe der Karte, doch das ist falsch. In mehr als vier Jahrzehnten hat sich natürlich auch die Technik dahinter verändert mit neuen, verbrauchsärmeren Chips und noch kleineren Elektronikbausteinen. Nun steht allerdings tatsächlich eine merkbare Änderung an – der Schritt von der physischen SIM zur virtuellen eSIM…
Wieder einmal kam die Innovation von Apple. Schon früh etablierte das amerikanische Unternehmen ein System, welches sich jetzt langsam auch im deutschen Mobilfunkmarkt durchzusetzen scheint. Die Rede ist von der eSIM, wobei das e für „embedded“, also „eingebaut“ oder „integriert“ steht. Damit ist ein Chip gemeint, der fest im Handy verbaut ist und die Aufgabe der bisherigen SIM-Karten übernehmen – ja sogar revolutionieren kann. So können je nach Bauart des Gerätes mehrere Profile gespeichert werden. Auch eine Dual- oder Multi-SIM-fähigkeit des Smartphones wäre denkbar. Interessant wird das vor allem für Geschäftsreisende, die in verschiedenen Teilen der Welt unterwegs sind und vor Ort jeweils lokale (SIM)-Profile nutzen. Auf Knopfdruck lässt sich damit der Anbieter wechseln und Kosten reduzieren.
Auch das Teilen von Profilen ist möglich. Damit können gleich mehrere Geräte über den gleichen Vertrag genutzt werden. Das Smartphone und das Tablet nutzen so beispielsweise den gleichen Datenvertrag. Das war bisher natürlich mit klassischen Multi-SIM-Karten auch schon möglich, mit der eSIM soll das alles aber noch deutlich einfacher werden und schneller gehen. Vom Vertragsabschluss bis zur Nutzung des Vertrages könnte es nur noch Stunden oder gar Minuten dauern. Inzwischen bieten alle Netzbetreiber in Deutschland in bestimmten Vertragstarifen auch die eSIM an. Bei der Telekom gibt es die eSIM darüber hinaus auch für Prepaidkarten und Simquadrat ist der bislang Erste und Einzige reine Prepaidanbieter mit eSIM. Auch bei mobilcom-debitel und anderen Providern soll es nach Informationen aus dem Netz auch schon eSIMs geben. Alle Anbieter haben wir hier aufgelistet und aktualisieren diese Liste kontinuierlich. Was allerdings tatsächlich noch fehlt, ist eine breite Auswahl an Endgeräten.
An erster Stelle steht natürlich Apple. Der Konzern hat maßgeblich zur Einführung der eSIM beigetragen und bietet diese zusätzlich zum herkömmlichen Kartenschacht in den Modellen iPhone XS, XS Max und XR an. Google stattet seine Pixel-3-Reihe ebenfalls zusätzlich mit einer eSIM aus. Weitere große Hersteller wie Samsung oder LG haben sich hingegen noch nicht zur Ausstattung mit der eSIM entschlossen. Im chinesischen Markt wurde gerade erst das neue ZTA Axon 10S Pro mit eSIM angekündigt und auch das Wiki Tommy 3 Plus für den asiatischen Markt ist mit eSIM ausgestattet. Hier wird eine entsprechende Übersicht im Prepaid-Wiki gepflegt. Eine besondere Rolle spielt die eSIM auch bei smarten Mobilfunkgeräten wie Smartwatches. Hier gibt es in der Regel gar keine SIM-Karten mehr, sondern es kommt ausschließlich die eingebaute SIM zum Einsatz. Doch wie bei jeder Technologie gilt: Wo Licht ist, ist auch Schatten.
Jeder kann sich denken, dass Apple mit der Einführung der eSIM nicht nur das Wohl der Nutzer im Sinn hatte. Denn ganz schnell können Hersteller mit der eSIM auch ihre Marktmacht ausnutzen und Anbieter nach Lust und Laune aussperren – zum Beispiel, indem man Anbieter nur mit einem Vertrag auf das Gerät lässt. Aktuell kann man jederzeit eine neue SIM-Karte einlegen und somit den Anbieter wechseln – zumindest bei simlockfreien Handys. Auch ein in Asien oder den USA gekauftes freies Modell funktioniert hierzulande, wenn es unsere Mobilfunkstandards unterstützt. Doch wenn eines Tages kein Kartenschacht mehr vorhanden ist, könnten die Hersteller der Hardware festlegen, welcher Provider auf das Gerät darf und wer nicht. Kleine oder unliebsame Provider können dann ganz einfach ausgesperrt werden oder Geräte so konzipiert werden, dass sie nur in einem bestimmten Land/Kontinent oder eben nur mit bestimmten Anbietern funktionieren. Die Gefahr der Kontrolle der Anbieter durch die Hersteller wird damit gewiss nicht kleiner. Eine Entwicklung, die man schon jetzt sehr gut bei Fernsehern, Receivern und Mediaplayern sieht: Die Hersteller entscheiden, welche App verfügbar ist, welcher Dienst genutzt werden kann und (rein theoretisch) welche TV-Sender man empfangen kann und welche nicht (hier reicht es schon aus, Sender ganz weit hinten in die Kanalliste zu packen, während auffällig oft die Shoppingsender sehr weit vorn zu finden sind). Eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Denn auch die Anbieter hätten mehr Kontrolle über das Gerät und könnten zum Beispiel in den AGB des Vertrages die Nutzung von ausländischen Prepaid-Discountern zur Kostenreduktion einfach verbieten (und dieses Verbot gleich durch eine entsprechende Konfiguration der eSIM durchsetzen). Nicht mehr, sondern deutlich weniger Freiheiten für den Konsumenten könnten die Folge sein.
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