Generative KI – ab 2028 ein Markt mit einem Volumen von 100 Milliarden Dollar?
Erstellt am 11.01.2024 von Mike Bauerfeind
Der Markt für generative Künstliche Intelligenz (GenAI) wird bis 2028 exponentiell wachsen. Das ergibt eine Markteinschätzung von Sopra Steria Next, der Managementberatungssparte von Sopra Steria, einem der führenden europäischen Technologieunternehmen. Sopra Steria Next geht davon aus, dass sich der Markt für GenAI von etwa acht Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf über 100 Milliarden US-Dollar im Jahr 2028 verzehnfachen wird, was einer jährlichen Wachstumsrate von 65 Prozent entspricht.
„Zu Beginn des Goldrauschs waren die Ersten, die reich wurden, die Verkäufer von Schaufeln und Spitzhacken. So hat auch die generative KI trotz ihrer schnellen Verbreitung im Jahr 2023 nur ausgewählten Unternehmen Umsatz verschafft, hauptsächlich Cloud-Anbietern und Herstellern von Grafikprozessoren. Unsere Untersuchung zeigt, dass das Jahr 2024 den Beginn eines exponentiellen Anstiegs bei der Monetarisierung von generativer KI mit immer mehr verkauften Dienstleistungen markieren wird. Sowohl etablierte Technologieunternehmen, die ihre aktuellen Angebote erweitern, als auch eine Vielzahl von Start-ups, die auf spezifische Anwendungsfälle ausgerichtet sind, treiben diese Entwicklung“, erklärt Fabrice Asvazadourian, CEO von Sopra Steria Next.
Eine Technologie an der Schwelle zur Skalierung
Die Gründe für dieses Wachstum sind vielfältig. Die Einführung von Strategien und Richtlinien für die kontrollierte Nutzung von GenAI, insbesondere in der Geschäftswelt, sowie der zunehmende Wettbewerb zwischen den großen generalistischen KI-Modellen und spezialisierten Anbietern von Large Language Models (LLM) stellen die Hauptgründe für dieses Wachstum dar.
Die Markteinschätzung prognostiziert einen zunehmenden Reifegrad von GenAI-Anwendungen und leitet daraus Handlungsempfehlungen für eine schrittweise Einführung von generativer KI in Behörden, Unternehmen und Finanzinstituten ab. So könnten sich Führungskräfte wie Mitarbeitende am besten mit der Nutzung vertraut machen, während sie gleichzeitig Richtlinien und Standards für eine kontrollierte und konforme Nutzung in den Abläufen verankern und das Datenmanagement modernisieren.
Wie wird sich GenAI weiterentwickeln?
- In den nächsten 18 Monaten werden vor allem GenAI-Lösungen wachsen, die Unterstützung und Serviceleistungen für Anwender und Kunden in den Fokus stellen. Software- und Technologieunternehmen werden ihre Produkte insbesondere mit Blick auf die Nutzerfreundlichkeit stetig prüfen und verbessern. Sopra Steria Next nennt diese erste Phase „GenAI augmented by humans“. Die Untersuchung hebt vier weit ausgereifte Bereiche hervor, in denen generative KI eingesetzt werden kann: digitales Marketing, Softwareentwicklung, Kundenservice und Wissensmanagement.
- In den folgenden 18 Monaten wird der Einsatz generativer KI erheblich zunehmen. Dabei werden zum einen neue GenAI-Anwendungen bereits vorhandene Anwendungen durch künstliche Intelligenz erweitern und verbessern. Zum anderen folgen die ersten unternehmensspezifischen Anwendungsfälle, die von Start-ups optimiert oder in den Fällen genutzt werden, in denen Unternehmen bereits über große Mengen an eigenen Daten für die Nutzung durch GenAI verfügen. In dieser zweiten Phase, die das Beratungsunternehmen als „GenAI customized by proprietary data“ bezeichnet, werden die Investitionen von Unternehmen in GenAI-Fähigkeiten und -Infrastrukturen erheblich zunehmen.
- In drei bis vier Jahren wird GenAI durch die Kombination von weiter verbesserten multimodalen Modellen mit spezialisierten Modellen das Risiko von Fehlern oder Halluzinationen stark reduzieren. Damit wird generative KI in der Lage sein, auch nahezu ohne manuelle Kontrollen industrielle Geschäftsprozesse zu übernehmen und eine neue Phase der Automatisierung auszulösen. GenAI wird dann in eine dritte Phase eintreten, die Sopra Steria Next als „GenAI applied to the core“ bezeichnet.
2028 werden vor allem die Finanzdienstleistungen (25-30 %), das Gesundheitswesen (15-20 %), die Konsumgüterindustrie und der Einzelhandel (15-20 %) sowie die Medien und die Unterhaltungsindustrie (10-15 %) die wichtigsten Abnehmerbranchen für generative KI sein.
Sopra Steria Next prognostiziert ferner, dass sich die Zahl der Nutzer von GenAI-Lösungen bis 2028 je nach Szenario verdoppeln oder sogar verdreifachen (400-600 Millionen Nutzer) und sich der Anteil der zahlenden Nutzer mehr als verdreifachen wird (von 15 auf fast 50 Prozent). Die tägliche Nutzungszeit generativer Künstlicher Intelligenz wird voraussichtlich um den Faktor 6 zunehmen, hauptsächlich getrieben von der explosionsartigen Zunahme von GenAI-Anwendungen, die insbesondere spezifische Anwendungsfälle lösen. Konkret heißt das, dass im Jahr 2028 die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer bei Anwendern generativer KI zwischen 30 und 60 Minuten liegen wird. Der durchschnittliche Umsatz pro zahlendem Nutzer wird 30 bis 40 US-Dollar im Monat betragen.
100 Anwendungsfälle für generative KI in vier großen Bereichen in 2024
Sopra Steria Next hebt in seiner Untersuchung für das Jahr 2024 rund 100 Anwendungsfälle von GenAI in den vier Bereichen Kundenservice, digitales Marketing, Softwareentwicklung und Wissensmanagement hervor. In großem Umfang eingesetzt, haben sie hier das Potential, die Produktivität in den nächsten drei Jahren um sieben bis zehn Prozent zu steigern.
- Im Kundenservice eröffnet GenAI durch ihre Fähigkeit, mehrere Datenquellen in Echtzeit zu verarbeiten und Empfehlungen in natürlicher Sprache zu geben, eine neue Ära der Wettbewerbsfähigkeit. Erste Erfahrungen zeigen sowohl eine deutliche Verbesserung der Self-Service-Rate durch virtuelle Assistenten, die Empathie simulieren, als auch eine höhere Effizienz von Contact-Center-Mitarbeitenden bei der Bearbeitung von Kundenanfragen und der proaktiven Verkaufsförderung. So begleitet Sopra Steria beispielsweise eine große europäische Behörde bei der Entwicklung eines Sprachassistenten, der einfache Fragen und Dokumentenanfragen bearbeitet, so dass sich die Mitarbeitenden auf komplexe Fälle konzentrieren können.
- Im digitalen Marketing bringt die generative KI durch ihre Fähigkeit, Daten aller Art zu erfassen, Marken näher an ihre Kunden heran, was zu mehr Interaktion und Konversion sowie zu erheblichen Produktivitätssteigerungen führt. GenAI ermöglicht es, personalisierte und an unterschiedliche Medien angepasste Inhalte zu erstellen, eine feinere Segmentierung der Zielgruppen vorzunehmen und die Keyword-Strategie für die zunehmend sprachgesteuerten Suchmaschinen zu verfeinern. So hat Sopra Steria Next beispielsweise einen großen Konsumgüterkonzern dabei unterstützt, seine Online-Werbung auf mehreren zehntausend Seiten seiner verschiedenen Webauftritte durch die Kopplung von analytischer und generativer KI zu optimieren.
- Im Softwarebereich stellt Sopra Steria in seinen Pilotteams bereits täglich fest, dass GenAI die verschiedenen Phasen des Lebenszyklus der Softwareentwicklung verbessert. Dies erfolgt insbesondere im Hinblick auf (1.) die Hilfe bei der Generierung und Überprüfung neuer oder die Verbesserung der bestehenden Codes durch Fehlererkennung, Optimierungsvorschläge und Refactoring, (2.) die Testoptimierung und (3.) die Verbesserung des Benutzer-Supports, etwa durch die Fähigkeit zum empathischen Dialog, mit dem GenKI ein neues Qualitätslevel für den Self-Service schafft, und darüber hinaus durch die optimierte Konsolidierung von Kundenfeedback, Analysen des Nutzerverhaltens sowie internem Brainstorming.
- Im Bereich Wissensmanagement schließlich revolutioniert generative KI die Erstellung und Zugänglichkeit von Wissensdatenbanken. So hat Sopra Steria Next für eine internationale Anwaltskanzlei auf der Grundlage generativer KI eine Reihe von Tools entwickelt, die allen Mitarbeitenden umfassende Vorteile bieten: Die Anwendungen ermöglichen es ihnen, bequemer und effizienter auf vergangene Rechtsfälle zuzugreifen, Dokumente zu anonymisieren, die Konsolidierung von Informationen zu erleichtern, Entwürfe für einfache Beratungen zu erstellen sowie verschiedene Dokumente in einer Akte zusammenzufassen und zu klassifizieren.
„Diese Beispiele zeigen uns, dass generative KI die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auf eine neue Ebene heben wird. Für eine erfolgreiche Nutzung müssen Entscheider im Jahr 2024 von einer Phase des Entdeckens und Testens zu einem echten programmatischen Ansatz übergehen“, erläutert Thomas Otto, Partner bei Sopra Steria Next in Deutschland. „Die Herausforderung bei der schrittweisen Einführung liegt darin, die richtige Balance zwischen Proaktivität und Kontrolle zu finden und Technologie, Regulatorik sowie Auswirkungen auf beziehungsweise Anforderungen an die Mitarbeitenden in Einklang zu bringen. Heute gilt, dass KI dann erfolgreich genutzt wird, wenn sie die Kompetenzen der Mitarbeitenden optimal ergänzt und so Mehrwerte für den Kunden schafft. Der Einsatz von GenAI wird somit zunehmend zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor.“
(Quelle: Presseportal)
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