Eltern sorgen sich im Zusammenhang mit digitalen Medien vor allem darum, dass ihre Kinder Kontakt zu gefährlichen Personen pflegen (45 Prozent), aber auch Mediensucht ist für 41 Prozent ein Thema. Weitere Punkte sind TikTok-Challenges und Mobbing. Schlechte Erfahrungen haben Eltern vor allem mit verringerter Aufmerksamkeit und Vernachlässigung der Schule gemacht. Trotzdem hat nur eine Minderheit im Blick, was ihre Kinder online machen. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie „Junge Familien 2023“ der Pronova BKK, für die 1.000 Haushalte mit Kindern befragt wurden.
Speziell in digitalen Spielen vermuten 71 Prozent hohes Suchtpotenzial und 63 Prozent sorgen sich um Vereinsamung. 38 Prozent der Befragten fürchten, dass ihre Kinder zu gefährlichen Handlungen wie TikTok-Challenges verleitet werden. Ebenso viele sehen die langfristige Konzentrationsfähigkeit durch hohen Medienkonsum gefährdet. Für 37 Prozent ist Mobbing ein Grund zur Sorge.
„Tragische Geschichten zu Mutproben in sozialen Netzwerken gehen durch die Medien, wie zum Beispiel die Deo-Challenge auf TikTok in jüngster Zeit. Das ist besorgniserregend“, sagt Clemens Beisel, Diplom-Sozialpädagoge und Kooperationspartner der Pronova BKK. „Über diese Mutproben, aber auch über subtilere Gefahren, wie die Verwendung von Schönheitsfiltern, Beleidigungen und Ausgrenzungen in Gruppen muss mehr gesprochen werden. Vor allem mit den Kindern selbst. Dazu gehören auch eine frühzeitige Medienaufklärung und die Frage nach den Internetaktivitäten und Chats der Heranwachsenden.“
Die Internetaktivitäten der Kinder im Auge behalten
Doch nur 43 Prozent wissen sehr genau, welche Spiele ihr Kind spielt, 48 Prozent kennen die Aktivitäten der Heranwachsenden im Internet. Darüber, auf welchen sozialen Kanälen der Nachwuchs aktiv ist, wissen 44 Prozent sehr genau Bescheid. Bei den 14- bis 17-Jährigen haben sogar nur 15 Prozent der Eltern ein genaues Wissen über die Internetaktivität der Kinder. Auch die Aufklärung beginnt zu spät: Während 90 Prozent der Kinder ab 14 Jahren laut ihrer Eltern den sicheren Umgang mit Medien kennen, sind es nur 69 Prozent der 6- bis 9-Jährigen. Auch in der jungen Altersgruppe sind Medien jedoch häufig präsent. Somit verwenden sie diese teilweise, ohne über die sichere Handhabe Bescheid zu wissen.
„Wichtig ist es, ein Vertrauensverhältnis mit den Kindern zu pflegen. Wenn ein Kind ehrlich zugibt, dass beispielsweise im Chat etwas Schlimmes geschieht, sollten Eltern ihm nicht die Teilnahme verbieten oder das Smartphone einkassieren. Stattdessen sollten sie sich für die Offenheit bedanken, Absender und Beitrag melden und darüber unaufgeregt sprechen“, rät Medienpädagoge Beisel.
In den Familien dominieren Ablenkung, Schlafmangel und schulische Probleme
Wenn es um konkrete Erfahrungen geht, dominieren nicht die spektakulären Fälle aus der Berichterstattung. Es geht vor allem um Ablenkung durch Smartphone und Co. beim Essen oder bei Gesprächen, um Schlafmangel, Vernachlässigung der Schule und zu wenig Bewegung. Fast jede*r vierte Befragte lebt im Haushalt mit einem Kind, das durch Medien abgelenkt wird, 19 Prozent verzeichnen in ihrer Familie Schlafmangel, je 18 Prozent Probleme mit der Schule und zu wenig Bewegung. Im persönlichen Umfeld der Befragten sind neben Ablenkung (25 Prozent), Schulproblemen (24 Prozent), Internetsucht (23 Prozent) und verringerter Konzentrationsfähigkeit (22 Prozent) auch bereits andere schlimme Folgen bekannt. 20 Prozent wissen von gefährlichen TikTok-Challenges in der weiteren Familie oder dem Freundeskreis, 19 Prozent von negativen gesundheitlichen Folgen wie Essstörungen. „Es gibt erste Studien, die zeigen, dass ein hoher Medienkonsum zu schlechteren schulischen Leistungen führt. Doch hierbei handelt es sich um ein noch junges Forschungsgebiet, da Smartphones die breite Masse der Kinder und Jugendlichen erst seit etwa sieben Jahren erreicht haben“, so Beisel.
Digitale Medien nicht generell verdammen
Alle genannten Ängste und negativen Erfahrungen sollten nicht den Eindruck erwecken, dass digitale Medien aus den Haushalten verbannt werden müssen. Nach Ansicht der Eltern haben sie auch positive Effekte. 76 Prozent glauben, dass Kinder etwa durch Computerspiele oder das Internet wertvolle Dinge für die Schule oder das Allgemeinwissen lernen können. 61 Prozent begrüßen die sozialen Kontakte durch digitale Medien. 54 Prozent sehen gesteigerte Sozialkompetenz als Vorteil. Beispielsweise bei digitalen Spielen sehen mehr als sechs von zehn Befragten auch positive Effekte wie Förderung der Denkleistung und Kreativität, Austausch mit anderen Kindern oder sogar Eltern-Kind-Zeit, wenn gemeinsam digital gespielt wird.
(Quelle: Presseportal)
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