Der Gaming-Bereich ist ein Milliarden-Markt. Insbesondere im Mobile-Gaming werden Umsätze generiert, die sich im Vergleich gegenüber den großen Hollywood-Blockbustern nicht zu verstecken brauchen. Aber wie werden diese Umsätze erzeugt und welche Tricks wenden die Entwickler an, um möglichst effektiv an das Geld der Spieler zu kommen? Mobile Games sind für viele Spiele-Entwickler zu einer Art heiligen Gral geworden. Sie benötigen meist weniger große Teams, sind in der Regel deutlich schneller entwickelt und der Markt ist im Casual-Gaming bei Handys deutlich größer als bei PCs oder Konsolen.
Dementsprechend sind die Umsätze beträchtlich. Zählt man die Umsätze der Top-Ten der Mobile Games allein von Januar 2023 bis August 2023 zusammen, so übertreffen sie die Fünf-Milliarden-Marke. Aber woher kommt das Geld, sind doch viele Mobile-Games, und tatsächliche alle Top-Ten-Titel, überwiegend kostenlos spielbar?
Die Antwort ist In-App Käufe. In der Regel haben diese Spiele einen eigenen Shop in denen der Nutzer Geld für kosmetische Gegenstände, wie etwa alternative Kostüme für den Charakter, Items die einen Vorteil bringen, wie Heiltränke oder Erfahrungsschübe, oder Content in Form von zusätzlichen Leveln, Spielmodi oder spielbare Charaktere eintauschen können. In der Theorie ist das Konzept sehr nutzerfreundlich, die Spiele können kostenlos ausprobiert werden und wer nicht möchte, der kann viele Stunden in ein Mobile Game stecken, ohne auch nur einen Cent auszugeben. In der Praxis werden jedoch oft psychologische Tricks angewandt, um die Spieler um möglichst viel Geld zu erleichtern.
In-Game-Währungen verdunkeln Kosten
Quelle: Bild von Jan Vašek auf Pixabay
Einer dieser Tricks ist es, die wahren Kosten von In-App-Käufen zu verschleiern. Dafür wird vornehmlich In-Game-Währung verwendet. Die Idee ist simple, anstatt die Gegenstände im Shop für Euro oder Dollar anzubieten, müssen Spieler diese durch In-Game-Währungen erwerben. Der Nutzer muss also erst Geld in digitale Münzen, Metalle oder Edelsteine umtauschen und danach mit diesen das gewünschte Produkt kaufen. Oft kann er aber nicht frei auswählen, wie viel In-Game Währung er erstehen möchte, sondern kann nur diese nur in fest vorgegebenen Mengen erstehen. Selbstverständlich sind die teuersten Pakete auch die, bei denen man pro eingesetztem Euro die meiste Währung bekommt, wohingegen die billigeren sich im Vergleich oft nicht rentieren.
Im Allgemeinen läuft es so ab, ein Spiel hat eine im Spiel erspielbare Währung, die der Spieler durch Siege oder tägliche Aufgaben in ausreichender Menge bekommt. Diese kann er aber nur für eine kleine Auswahl der im Shop angebotenen Produkte eintauschen. Die Premium In-Game-Währungen erhält der Spieler aber nur äußerst selten, meist durch Promotion-Events oder besonders knifflige Aufgaben und dann auch nur in kleineren Mengen. An und für sich lässt sich daran auch erst einmal nichts aussetzen, aber wirklich problematisch wird es, wenn ein Spiel mehrere dieser Premium In-Game Währungen benutzt.
Wenn ein Gegenstand im Shop etwa 200 Goldmünzen, 70 Platinmünzen und 5 Rubine kostet, dann ist der Preis nicht direkt sichtbar. Stattdessen muss nun dreimal nach dem passenden Währungspaket geschaut werden, dreimal überlegt werden, ob nicht ein größeres Paket das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis hat und sich die Kosten dreimal gemerkt werden, um letztlich den Preis zu ermitteln. Die Chance ist so deutlich höher mehr Geld auszugeben als man eigentlich vorhatte. Zudem verleiten übrig gebliebene Währungen dazu, für einen weiteren Kauf zusätzliche andere Währungen zu erwerben.
Der Battle Pass und die Angst etwas zu verpassen
Eine weitere Taktik, um Spieler dazu zu bringen Geld auszugeben ist der Battle Pass. Das Prinzip dahinter funktioniert folgendermaßen. Ein Zeitabschnitt meist zwischen drei und vier Monaten wird einem bestimmten Thema zugeordnet, dies ist die Season. Wer sich täglich einloggt und bestimmte tägliche Aufgaben, sogenannte Dailies, erledigt, der schaltet stufenweise Gegenstände frei. Oft gibt es auch hier einen Gratis-Battle Pass und einen Premium Battle Pass, welcher gegen Echtgeld erworben wird.
Der Gratis Battle Pass schaltet aber entweder nicht alle Gegenstände frei, Premium Währungen und besonders aufwendig designte Cosmetics gibt es oft nur für zahlende Kunden, oder er ist deutlich langsamer, da der Premium Battle Pass einen deutlichen Boost gibt, beziehungsweise 50 Stufen auf einmal freischaltet. In der Regel kostet ein Premium Battle Pass zwischen sechs und zehn Euro. Da die Seasons aber mehrmals im Jahr wechseln, kommt so regelmäßig Geld in die Kassen der Entwickler, mit für sie minimalem Aufwand.
Der Trick ist hier etwas subtiler, es wird mit der Gefahr etwas zu verpassen gespielt. Dieses fear of missing out (FOMO) genannte Phänomen ist der Grund, weshalb limitierte Promo-Aktionen nicht nur in Spielen so gut funktionieren. Häufig sind die Gegenstände nur über den Battle Pass zu erspielen, ein Nachkaufen später ist selten möglich. Wenn der Spieler also einen Gegenstand haben möchte, muss er entweder viel Zeit in die Season investieren, den Premium Pass bezahlen oder in vielen Fällen sogar beides. Durch die Dailies wird das tägliche Log-In sogar zu einer Art Ritual, so wird der Spieler dazu gebracht am Ball zu bleiben und nicht zu einem anderen Spiel zu wechseln. Die In-Game-Währung, die im Battle Pass freigeschaltet wird ist meistens auch so gering, dass hier Zukäufe für die Spieler sinnvoll erscheinen.
Loot-Boxen und ihre Gefahren
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Eine der bekanntesten und berüchtigtsten Monetarisierungsoptionen ist die Loot-Box. Anstatt etwa Gegenstände aus dem Shop direkt zu kaufen, wird hier eine Box gekauft, deren Inhalt von vorneherein nicht klar ist. Oft enthalten diese Boxen mehrere Gegenstände und einen garantierten seltenen Gegenstand. Um super seltene oder legendäre Gegenstände zu erhalten, müssen oft zwischen 20 und 50 Loot-Boxen geöffnet werden. Wer also ein bestimmtes Item möchte, muss solange Loot-Boxen kaufen, bis ihm das Glück hold ist.
Diese Taktik ist insbesondere bei Kindern effektiv, wie man es bei diversen Kartenspielen, Yu-Gi-Oh oder Pokemon, aber auch bei Überraschungseiern, Wundertüten oder beim Entenangeln auf der Kirmes erkennen kann. Wenn seltenere Gegenstände in der Loot-Box sind, wird meist auch ein imposanter visueller Effekt und ansprechender Ton beim Öffnen abgespielt. Ähnliches wird auch bei Spielautomaten verwendet, weshalb bei Loot-Boxen auch immer der Vorwurf, sie seien Glückspiel im Raum steht.
Da einzelne Loot-Boxen auch eher günstig sind, wird der Spieler hier schnell dazu verleitet mehrere auf einmal zu kaufen und regelmäßig nachzukaufen. So wird am Ende deutlich mehr Geld ausgegeben, als man eigentlich wollte.
Durch Play-to-Earn Geld verdienen
Doch es gibt auch symbiotische Optionen, bei denen sowohl für die Entwickler als auch für den Spieler Geld verdient wird. Hierbei können Spieler im Spiel NFTs erwerben oder erspielen und diese dann an andere Spieler gegen echtes Geld verkaufen. Die Gegenstände im Spiel sind dank der Blockchain einmalige, dem Besitzer eindeutig zuordenbare Geldanlagen, ähnlich wie reale Kunstobjekte. Denn desto mehr Menschen ein Spiel mit diesem System spielen, desto stärker steigt der Wert der NFTs. Angebot und Nachfrage sind auch hier die bestimmenden Faktoren.
Sobald der Spieler auf dem In-Game Marktplatz ein NFT an einen anderen Spieler gegen echtes Geld verkauft, behält der Entwickler meist einen Teil des Kaufbetrags als Provision ein. Üblich sind drei bis zehn Prozent. Der Entwickler profitiert also auch von dem regen Handel und vom steigenden Wert der NFTs. Play-to-Earn ist bereits für diverse Mobile-Games angekündigt, insbesondere Meta setzt auf dieses Prinzip.
Letzten Endes sind diese Taktiken nicht nur bei Mobile-Games zu finden. Wir erleben FOMO bei Schlussverkäufen im Supermarkt, den Drang nach Überraschung auf der Kirmes oder ähnliche Effekte der Verzehrkarte in Discotheken gegenüber In-Game-Währungen. Es lässt sich auch nicht grundsätzlich sagen, dass manche Formen der Monetarisierung grundsätzlich schlecht sind. Es kommt immer auch darauf an, wie diese im Spiel etabliert sind und wie sehr der Nutzer zu Ausgaben gedrängt wird. Da dies immer von Fall zu Fall variiert, sollten Sie sich vor dem Download eines Mobile-Games immer auch über die möglichen In-App-Käufe informieren und allzu maßlose Spiele meiden.