Eine Prepaidkarte zu bestellen ist mittlerweile deutlich umständlicher geworden, als einen Laufzeitvertrag abzuschließen. Denn ein Kunde muss sich aufgrund gesetzlicher Vorgaben zunächst mit seinen Ausweisdaten verifizieren, was in den meisten Fällen bislang nur über einen hakeligen Videochat oder Postident funktionierte. Etwas unbemerkt hat sich in den letzten Monaten allerdings eine sehr interessante Alternative etabliert, die eine Identifizierung in wenigen Minuten von Zuhause aus ermöglicht. Die Rede ist von „eID“.
Das erfreuliche: Umständliche Videochats mit allen bekannten Unwägbarkeiten und Problemen gehören damit der Vergangenheit an. Stattdessen ist bei eID nur ein modernes Smartphone und ein Ausweis mit Onlinefunktion erforderlich. Jeder, der bereits einen Personalausweis ich Scheckkartenformat besitzt und von der Bundesdruckerei einen PIN-Brief erhalten hat, kann sich auf diese Weise verifizieren – wenn der Prepaidanbieter eine solche Methode anbietet. Bei Simquadrat ist dies der Fall und wir haben uns dort die neue Verifizierungsmöglichkeit einmal genauer angeschaut.
Nach der Bestellung der SIM-Karte bekommen wir eine Ident-ID, die wir in der zuvor installierten App „IDnow“ eingeben müssen. Diese App ist sowohl für Android als auch iOS erhältlich. Nach der Eingabe dieser ID können wir in der App entscheiden, ob wir uns auf dem klassischen Weg via Videochat oder per eID identifizieren wollen. Wir entscheiden uns für eID, worauf die App nach einem 6-stelligen PIN vom Ausweis fragt. Nun wird es Zeit, die Transport-PIN auf dem PIN-Brief vom Ausweis frei zu rubbeln. Hier kommt allerdings nur eine 5-stellige PIN zum Vorschein. Klickt man in der App auf „ich habe nur einen 5-stelligen PIN“, so wird mitgeteilt, dass eine Nutzung leider nicht möglich ist. An dieser Stelle dürfte mancher aufgeben, aber die Lösung ist einfach: Die Transport-PIN ist nur die Start-PIN und muss vom Nutzer zunächst in eine persönliche PIN gewandelt werden. Hierzu ist hilfsweise eine weitere App erforderlich.
Diese App nennt sich „AusweisApp2“ und ist ebenfalls für Android und iOS verfügbar. Nach der Installation öffnen wir dort die PIN-Verwaltung und ändern den Transport-PIN in einen 6-stelligen persönlichen PIN. Dazu muss zum ersten Mal der Ausweis unten an das Handy gehalten werden, damit eine Kommunikation per RFID möglich ist. Mit einem aktuellen Handy NFC/RFID-Funktion sollte das kein Problemen sein. Wir mussten allerdings das Handy zunächst aus der Hülle nehmen, denn unser darin verklebtes Metallplättchen für die Magnet-Freisprecheinrichtung störte die Kommunikation. Anschließend funktionierte das Ändern des PINs problemlos, so dass wir uns wieder der eigentlichen Verifizierung widmen können.
Wir wechseln also wieder in die IDnow-App und klicken dort auf weiter. Nun muss der eben eingerichtete PIN eingetragen werden. Im Anschluss fordert uns die App auf, den Ausweis wieder unter das Handy zu halten. Nach einigen Sekunden waren die Daten dann gelesen und die PIN wurde akzeptiert. Die App meldete die erfolgreiche Identifizierung. Nach Rückkehr in das Online-Portal wurde uns tatsächlich auch die erfolgreiche Identifizierung angezeigt und unsere Prepaidkarte war freigeschaltet. Eine eSIM wäre damit sofort nutzbar, in unserem Fall müssen wir allerdings noch ein paar Tage warten, bis die klassische SIM-Karte auf dem Postweg eingetroffen ist.
Inzwischen bieten auch andere Mobilfunkbetreiber diese praktische Freischaltmethode an. So können beispielsweise Prepaidkarten von Congstar sowie die Ableger ja!mobil und Penny Mobil über die Postident-App via eID freigeschaltet werden. Auch Vodafone bietet eigenen Angaben zufolge eID an während Telefónica eine Freischaltung auf diese Weise bisher nur in den Shops bereithält. Es ist zu erwarten, dass auch weitere Prepaidanbieter diese praktische Methode zur Identifizierung anbieten werden.
Bis auf die erste kleine Hürde mit der PIN-Änderung funktionierte alles problemlos und binnen weniger Sekunden. Uns überzeugt eID auf ganzer Linie und es bleibt zu hoffen, dass dieses Verfahren möglichst schnell bei allen Prepaidanbieter Einzug hält. Dann ist nämlich – ein Ausweis mit Onlinefunktion vorausgesetzt – der Kauf und die Freischaltung einer Prepaidkarte wieder nahezu so einfach wie vor der Einführung der Identifizierungspflicht.
Bei Congstar kann man über die App eine weitere prepaid-Karte selbst aktivieren.